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Diagnose und Behandlung

Liegt eine Epilepsie vor? Wenn ja: was ist zu tun und wo bekommt man Hilfe? Auf diese und andere grundlegende Fragen zum Umgang mit Epilepsien wollen wir in den folgenden Absätzen kurz zusammenfassend eingehen:

Diagnose
Wann ist ein Arzt aufzusuchen?
Behandlung
Rehabilitation
Wo gibt es mehr Informationen und Hilfe?


Diagnose

Für eine Diagnose sind in der Regel drei Schritte nötig.

  1. die Erfassung des Anfallserlebens des Betroffenen, insbesondere ob dem Anfall ein bestimmtes Gefühl bzw. eine bestimmte Wahrnehmung vorausging;
  2. eine möglichst detaillierte Beschreibung des Anfallablaufes. Dazu sind häufig die Beschreibungen von Beobachtern nötig und
  3. medizinische Untersuchungen.

In den allermeisten Fällen wird ein EEG (Elektroenzephalogramm) durchgeführt. Mit dem EEG wird die elektrische Aktivität des Gehirns gemessen. Mit dem MRT (Magnetresonanztomogramm) können Schichtbilder vom Gehirn dargestellt werden, um Narben oder Veränderungen der Hirnstruktur zu erkennen. Abhängig vom Einzelfall wird manchmal noch ein CT (Computertomogramm) gemacht, mit dem auch Schichtbilder des Gehirns hergestellt werden können. PET (Positronen-Emissions-Tomographie) und SPECT (Single Photon Emission Computed Tomography (SPECT) (deutsch: Einzelphotonen-Emissions-Tomografie) sind zwei Untersuchungen, bei denen Hirndurchblutung und Hirnstoffwechsel gemessen werden können. Kleine funktionelle Störungen des Gehirns können so erfasst werden. Eine weitere Untersuchung ist die Lumbalpunktion, bei der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) entnommen und untersucht wird, um z.B. bei Fieberkrämpfen eine Hirnhaut- oder Hirn-Entzündung ausschließen zu können.

Ein Ergebnis der Diagnostik kann ein Epilepsiesyndrom sein, d.h. eine Kombination aus verschiedenen Anfallstypen, Verläufen, Befunden und Symptomen, die regelhaft zusammen auftreten. Ein Epilepsie-Syndrom kann (im Gegensatz zu der Erkrankung Epilepsie) mehrere Ursachen und Verlaufsformen haben.

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Wann ist ein Arzt aufzusuchen?

Nach einem ersten Anfall ist es sinnvoll, einen Neurologen aufzusuchen, um zu klären, ob es sich wahrscheinlich um einen einmaligen Anfall handelt oder ob es bereits mehrere, nicht erkannte Anfälle waren und ob eine Behandlung begonnen werden sollte, um weitere Anfälle zu vermeiden. Führerscheinbesitzer müssen ggf. für eine bestimmte Zeit das Führen von Kraftfahrzeugen unterbrechen.

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Behandlung

Nicht jeder Anfall und nicht jede Epilepsie müssen behandelt werden, manchmal können die Auslöser der Anfälle vermieden werden, bzw. man weiß heute, dass manche Epilepsien von selbst aufhören. Die Vor- und Nachteile einer konkreten Behandlung müssen im Gespräch mit dem Epilepsieexperten sorgfaltig abgewogen werden. Es gibt drei unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten: medikamentöse, operative und nicht-medikamentöse Behandlungsverfahren.

Am häufigsten ist die Behandlung mit Medikamenten, die das Gehirn vor epileptischer Aktivität abschirmen. Da jedoch Anfälle unvorhersehbar auftreten, müssen Medikamente regelmäßig (manchmal lebenslang) eingenommen werden. Ziel der Behandlung ist es, Anfälle zu verhindern und gleichzeitig keine nennenswerten Beeinträchtigungen durch Nebenwirkungen zu erzeugen. Man weiß, welche Medikamente bei welcher Epilepsieform am besten wirken und dennoch kann die Wirkung beim einzelnen Anfallskranken nicht genau abgeschätzt werden. Nur etwa die Hälfte aller Anfallskranken wird mit dem ersten Medikament anfallsfrei. Die Suche nach dem passenden Medikament oder nach der passenden Medikamentenkombination kann manchmal lange dauern. Daher ist vor allem bei Neueinstellung und Umstellung von Medikamenten eine intensive Betreuung durch den Arzt nötig.

Eine operative Epilepsiebehandlung wird empfohlen, wenn verschiedene Medikamente keine Besserung bringen, wenn der Anfallsursprung eine umschriebene Veränderung im Gehirn ist und wenn die Entfernung dieses "Anfallherds" ohne größere Verletzung anderer wichtiger Hirnfunktionen möglich ist. Eine operative Behandlung erfordert eine sorgfaltige Diagnostik in dafür spezialisierten Epilepsie-Zentren. Ein weiteres Behandlungsverfahren, für das ein kleiner chirurgischer Eingriff nötig ist, ist der Vagus-Nerv-Stiumulator. Dabei wird ein elektrisches Gerät unter die Haut eingesetzt, das elektrische Impulse an den Vagus-Nerv übermittelt, der diese wiederum an das Gehirn weiterleitet und das Gehirn so aktiviert, dass es "keine Zeit" für Anfälle hat. Die genaue Wirkweise ist bislang nicht bekannt. Bei den Betroffenen kann in der Regel eine erhebliche Verringerung der Anfallshäufigkeit erreicht werden, seltener eine völlige Anfallsfreiheit.

Nicht-medikamentöse Behandlungsverfahren können mit den operativen und medikamentösen auch kombiniert werden. Einige Beispiele für nicht-medikamentöse Behandlungsverfahren sind: Anpassungen der Lebensführung an die Erkrankung, wie Tagesstrukturierung, Regulierung des Schlaf-Wach-Rhythmus und Vermeidung übermäßigen Alkoholgenusses, Vermeidung außergewöhnlicher psychischer Belastungen. Bei Manchen werden Anfälle durch Musik oder mentale Anstrengungen, wie z.B. Kopfrechnen, ausgelöst. Für diese Maßnahmen ist die Kenntnis der Auslösefaktoren für den Anfall besonders wichtig. In der Regel braucht es eine längere Beobachtungszeit, um Auslöser verlässlich feststellen zu können.

Spezifischer ist die "Ketogene Diät", die bei jüngeren Kindern Erfolge zeigt. Bei der "Ketogenen Diät" wird die Nahrung auf einen sehr hohen Fettanteil ausgerichtet. Der Aufbau und die Anleitung einer solchen Therapie müssen in der Regel in einer spezialisierten Klinik erfolgen.

Einige Betroffene reagieren auf grelles und flackerndes Licht, hier können neben dem Vermeiden solchen Flackerlichts auch spezielle Brillen helfen. Entgegen landläufiger Meinung können durch die modernen Computer und Fernseher heute keine Anfälle mehr ausgelöst werden. Manche Menschen können lernen, ihre Anfälle mittels verhaltenstherapeutischer Verfahren zu unterbrechen. Jedoch - aufgrund der großen Vielfalt der Epilepsien, muss jede Regel vor dem Hintergrund des Einzelfalls betrachtet werden.

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Rehabilitation

Epilepsien haben nicht nur medizinische, sondern auch soziale Folgen. Wer aus beruflichen Gründen auf einen PKW angewiesen ist, wer als Dachdecker arbeitet, in Überwachungsdiensten oder im Schichtdienst, muss sich bei Auftreten einer Epilepsie unter Umständen neu orientieren oder die beruflichen Aufgaben müssen angepasst werden. Auch wenn durch die oben beschriebenen Behandlungsverfahren Anfallsfreiheit oder Besserung erreicht werden konnte, muss der Behandlungserfolg gesichert und ein langfristig angemessener Umgang mit der Erkrankung erreicht werden. Dazu gibt es die epilepsiespezifische Rehabilitation, z.B. im Epilepsie-Zentrum Bethel. Diese Rehabilitationsmaßnahme wird ebenso von den Rentenversicherungen, Unfallversicherungen und Krankenkassen finanziert wie andere Reha-Maßnahmen auch.

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Wo gibt es mehr Informationen und Hilfe?

In Deutschland gibt es eine Reihe von spezialisierten Epilepsie-Zentren. Das älteste und größte Zentrum befindet sich in Bethel (www.mara.de). Alle diagnostischen und therapeutischen Verfahren, sowie die Epilepsie-Rehabilitation sind dort vorhanden.

Adressen von weiteren Zentren, von Epilepsieambulanzen, Fachabteilungen und niedergelassenen Neurologen mit Schwerpunkt Epilepsie sind über das Internet zu erfahren. In den letzten Jahren sind in einzelnen Bundesländern Beratungsstellen für Menschen mit Epilepsien entstanden. Für erwachsene Betroffene, für Kinder mit Epilepsie und für deren Eltern gibt es auch Schulungsprogramme, in denen man das Wichtigste über die Erkrankung und den Umgang damit erfährt. Darüber hinaus bieten Schulungsprogramme die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Auch Selbsthilfegruppen können eine Hilfe sein.

All diese Informationen und mehr sowie die entsprechenden Links sind unter www.izepilepsie.de zu finden, diese Seite ist das Informationszentrum der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie.

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