
Krankheitsbild Epilepsie
Was ist Epilepsie?
Das Wort Epilepsie kommt aus dem Griechischen und bedeutet "packen, jemand heftig ergreifen". Der Begriff weist darauf hin, dass Epilepsie als eine "von außen", von Dämonen oder Göttern, verursachte Erkrankung, gesehen wurde. Daher wurde sie auch als "heilige Krankheit" (morbus sacer) bezeichnet. Aber bereits der griechische Arzt Hippokrates (ca. 460 v. Chr.) erkannte, dass Epilepsie eine natürliche Ursache im Gehirn hat. Heute werden unterschiedliche funktionelle Störungen des Gehirns als Epilepsie bezeichnet. "Die Epilepsie" gibt es also gar nicht. Epilepsien sind eine Gruppe ganz unterschiedlicher Erkrankungen, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass wiederholt epileptische Anfälle auftreten.
Das Erscheinungsbild der Anfälle ist vielfältig und reicht von äußerlich nicht oder kaum wahrnehmbaren subjektiven Sinnesempfindungen oder geringfügigen Muskelzuckungen über kurze Bewusstseinspausen bis zu Stürzen mit Bewusstseinsverlust und Zuckungen am ganzen Körper oder auffälligen automatischen Handlungen. Daher sind die Auswirkungen der Erkrankung auf das Leben der Betroffenen ganz unterschiedlich.
Epilepsien können in jedem Lebensalter auftreten. Sie treten jedoch häufiger in den ersten beiden Lebensjahrzehnten und im höheren Lebensalter (nach dem 65. Lebensjahr) auf. Etwa 5-10% der Bevölkerung hat mindestens einmal im Leben einen epileptischen Anfall. Die meisten dieser Anfälle bleiben einzelne Ereignisse (in diesen Fällen würde nicht von einer Epilepsie gesprochen werden), nur bei etwa 0,6 % der Menschen kommt es zu wiederholten Anfällen und damit zu einer Epilepsie.
Ursachen von Epilepsien
Das menschliche Gehirn besteht aus vielen Millionen miteinander verbundener Nervenzellen, die untereinander nach einem fein ausbalancierten System funktionieren. Jede Nervenzelle erzeugt kurze Spannungsimpulse, um "Informationen" zwischen Zellen weiterzugeben. Lange Spannungsimpulse sind ein Zeichen epileptischer Aktivität. Warum Nervenzellen lange Spannungsimpulse bilden, ist nur zum Teil bekannt. Wenn Nervenzellverbände gleichzeitig lange Spannungsimpulse bilden, kommt es zum epileptischen Anfall. Je nachdem, in welcher Region des Gehirns diese überschießenden Entladungen passieren, unterscheidet man die Anfälle: Entsteht ein Anfall in einem umschriebenen Ort im Gehirn, wird dies als "fokaler" Anfall bezeichnet, umfasst die epileptische Aktivität von Anfang an das ganze Gehirn, spricht man von einem "generalisierten" Anfall.
Die Ursachen für die Schädigung des Gehirns und damit die Fehlfunktion der Nervenzellen können vielfaltig sein: Hirnverletzung durch Unfälle oder Tumore, Schädigungen durch Alkohol, Hirnentzündungen, Hirnblutungen, Sauerstoffmangel während der Geburt, Fehlbildungen in der Hirnentwicklung oder Durchblutungsstörungen (z.B. Schlaganfall).
Epilepsie ist keine Erbkrankheit, jedoch reagieren Menschen unterschiedlich "empfindlich" auf Schädigungen des Gehirns. So bekommen manche Menschen nach Gehirnverletzungen Anfälle, andere - bei gleichen Schädigungen - jedoch nicht. Manche Menschen reagieren auf zu wenig und unregelmäßigen Schlaf mit Anfällen, anderen macht das gar nichts aus.