
Umgang mit Epilepsie – oder wie man sich bei Anfällen richtig verhält.
Epileptische Anfälle können verschieden aussehen. Wie ein Anfall abläuft, hängt davon ab, aus welcher Hirnregion er kommt und ob er sich über das ganze Gehirn ausbreitet oder auf einen kleinen Teil des Gehirns beschränkt bleibt.
Der bekannteste (aber durchaus nicht der häufigste) Anfall ist der tonisch-klonische Anfall (frühere Bezeichnung: "Grand mal"). Der Anfall beginnt mit plötzlich angespannten Gliedmaßen (tonische Phase), Sturz und Bewusstlosigkeit. Dann treten rhythmische Zuckungen (klonische Phase) auf. Durch zusätzliche Gesichtsblässe, Speichel (manchmal blutig) und manchmal Urinabgang sieht der Anfall sehr dramatisch aus. In den allermeisten Fällen hört er nach etwa zwei Minuten von selbst auf, danach kann der Betroffene noch längere Zeit verwirrt sein oder auch sehr müde sein und länger schlafen. Wer Zeuge eines solchen Anfalls ist, sollte, auch wenn dies schwer fällt, Ruhe bewahren und möglichst Gefahren (spitze Gegenstände) entfernen, evtl. eine weiche Unterlage unter den Kopf legen. Auf keinen Fall sollte man den Betroffenen festhalten oder Gegenstände zwischen die Zähne schieben. Nach dem Anfall sollte man dabei bleiben, bis der Betroffene wieder orientiert ist. Ein Arzt ist dann zu rufen, wenn der Betroffene sich (beim Sturz) schwer verletzt hat oder mehrere solcher Anfälle hintereinander auftreten oder der Anfall länger als 10 Minuten dauert.
Ein viel häufigerer Anfall, der oft als solcher gar nicht erkannt wird, ist der nicht bewusst erlebte fokale Anfall. Betroffene sind in ihrem Bewusstsein gestört, d.h. sie können auf Ansprache nicht angemessen reagieren. Bei diesem Anfall kommt es zu automatischen Bewegungen oder Verhaltensweisen, z.B. an Kleidern nesteln, schmatzen, brummen, umhergehen, "sinnlose" Handlungen ausführen (z.B. aus einer leeren Tasse trinken) oder Wechseln des Gesichtsausdrucks. Wer Zeuge eines solchen Anfalls ist, sollte auch hier Ruhe bewahren, den Betroffenen durch Aufforderung aus Gefahrenzonen leiten oder sich ggf. in den Weg stellen (vor Bahnsteigkanten) und dabei bleiben, bis die Orientierung wieder hergestellt ist.
Wenn Kinder in die Schule kommen, fällt den Lehrern manchmal eine "Verträumtheit" auf, die auch eine Anfallsform sein kann. Es sind kurze Bewusstseinspausen mit Innehalten der Handlung, die gerade ausgeführt wird. Manchmal flattern die Augenlider etwas. Es kommt zu keinem Sturz. Bei diesen Absencen sind keine besonderen Hilfemaßnahmen nötig.
Manche Anfälle sind von außen gar nicht wahrnehmbar, nur die Betroffenen merken etwas, wie z.B. ein aus der Magengegend aufsteigendes Gefühl oder ein Kribbeln im Arm. Diese Anfälle werden Auren genannt. Manchmal gehen sie anderen Anfällen voraus. Betroffene können lernen, diese Anfälle als Vorboten für schwerere Anfälle zu nutzen und sich ggf. in Sicherheit bringen.